Das Buch

„No Perfectionist Art“

In dem Werk „No Perfectionist Art“ gehen Sprache und Bild eine Symbiose ein, indem sie ein Textganzes bilden, bei dem sich die beiden Codesysteme wechselseitig ergänzen. Es wird kein Anspruch auf äußerliche Perfektion erhoben, sondern die Vermittlung der Inhalte steht im Fokus. Jedes der drei Kapitel wird umschlossen durch einen Pro- und Epilog, bei dem ersterer den Leser zum Rezipieren der folgenden sechs Kurzgeschichten sowie ihrer dazugehörigen Gemälde einlädt und vorbereitet, wohingegen letzter zum Reflektieren des Erfassten anregt.
 
Das erste Kapitel „The Time is now“ spiegelt Geschehnisse der Welt wider, die den Künstler so nachhaltig beeinflusst haben, dass er sie in Bildern verarbeitete. Sie erzählen von konkreten Ereignissen wie der Geschichte eines Mädchens, das kurz vor seiner Vergewaltigung steht, einem Terroristen, welcher versucht das Blut von seinen Händen zu beten, von einer Malerin, die ihren Willen den Farben unterwirft, von einem Jungen, der mit Kunst Frieden schaffen möchte, von der Zerstörung der Erde durch den Menschen und von einer Liebe, die ewig und nie sein wird.
 
In dem zweiten Kapitel, „Dream Interpretation“, erfährt der Rezipient durch auf Papier gebrachte Augen Geschichten, in denen Traumerlebnisse erzählerische Gestalt annehmen. Nur schemenhaft ins Bewusstsein gedrängte Erinnerungen nehmen sprachliche Form an und Figuren erleben die schmerzhaften Leiden einer unerfüllten Liebe, berichten von ihrem Leben, das nicht mehr als ein in sich geschlossenes Gerüst aus Lügen ist, bewundern in giftiger Gier Reichtümer, die sie mit Einsamkeit erkauft haben, beben in brennenden Wogen der Eifersucht, werden von unnachgiebiger Angst heimgesucht und töten in alles zerstörender Verzweiflung ihre Familie und sich selbst. 

Bei dem dritten und vorletzten Kapitel, „Intoxication of Desire“, steht das Nachdenken über Wünsche und das Verlangen im Mittelpunkt der Betrachtung, indem die Figuren ihre zum Teil dunkelsten Begehren ausleben oder ihre Fähigkeit sie auszuleben verlieren. Es geht um ein kleines Mädchen, das seine Wünsche nach dem Verenden seiner gesamten Familie im Krieg nur durch das Zeichnen von Schmetterlingen ausdrücken kann, um eine Mutter, die ihre Tochter mit stetigen Leistungsdruck foltert, um den Tod eines Künstlers, dessen Ableben die einen mit Freude, die anderen mit Missgunst erfüllt, um die Momentaufnahme eines Mordes an der eigenen Schwester, um das Ausleben einer verbotenen Liebe sowie dem Verlangen, die die tot sind für immer an sich zu fesseln.
 
Das vierte und als Zusatzmaterial zu verstehende Kapitel „Wake Up“ führt dem Leser in einer kurzen Sequenz eine Welt vor Augen, die die Konsequenz heutiger politischer Verhältnisse und Entscheidungen ist. In einer düsteren Dystopie sehen die weiblichen Figuren keine andere Wahl, auf die sozialen Verhältnisse zu reagieren, als mit der einzigen freien Handlung, die ihnen noch zur Verfügung steht. Dem Selbsttod.
Kurze Momente im Leben der Figuren, die für dieses Leben alles entscheiden, alles umfassen, alles bestimmen, werden in prägnanten Sätzen und ausdrucksvollen Gemälden dargestellt. Das Werk bildet ein Konglomerat an gesprochenen Bildern und gemalten Geschichten.
 
Die Bilder wurden auf Hauswänden sowie auf Papier vom Künstler angebracht, abfotografiert und dann dem auf der Schreibmaschine getippten Text gegenüberstellt. Beide Seiten werden durch thematisch verwandte Installationen und zeichnerische Elemente zu einem Gesamtkunstwerk verknüpft, sodass ein ästhetisch ansprechender und durch verschiedene Codes sprechender Inhalt dem Rezipienten zugänglich wird.

Ausdrucksstark und sehr persönlich, wie all seine Werke, wird das Buch somit selbst zu einem Kunstwerk.
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